Über mich

Alleinsein. Nicht gehört/gesehen werden. Schuld sein. Nicht gewollt sein. Weglaufen. Zu viel wollen. Über Leichen gehen. Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe. Etwas leisten müssen. Verantwortung tragen. Unglaubliche Wut

Meine Kindheit ist geprägt durch ein großes tiefes schwarzes Loch der Einsamkeit. Das Gefühl des Allein Seins begleitete mich viele Jahre. Ich versuchte mir Gehör zu verschaffen und die Erfüllung meiner Bedürfnisse und Sehnsüchte einzufordern, doch erntete dafür den Spruch „über Leichen zu gehen“ und rücksichtslos zu sein. Doch ich rebellierte! Ich wollte das, was mir von Natur aus als Kind zustehtbedingungslos geliebt zu werden/gesehen werden.

Hätte ich damals gewusst, dass diese Rebellion heute meine Stärke ist, hätte ich mein Schicksal vielleicht früher annehmen können und darauf vertraut, dass ich „Erfolg“ damit haben werde und für die nächste Generation etwas verändern kann.

Bereits in meinem Studium kam ich mit dem Thema Bindung in Berührung und schrieb meine Diplomarbeit darüber. Dort entflammte in mir der Wunsch, etwas in der Welt verändern zu wollen.

Daher ging ich nach Berlin. Ich wollte bei mir selbst ankommen, meinen Horizont erweitern, mich ausprobieren und nicht bewertet werden. Ich wollte Jugendliche auf ihrem Weg begleiten, sie stärken, für sie da sein. Natürlich hätte ich das auch in meiner Heimat machen können, aber ich wollte etwas Großes verändern.

Bereits nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich nicht weiterkam. Der Bindungsbegriff, den ich im Studium gelernt hatte, war zu theoretisch und durch meine Kindheit hatte ich kein Gefühl dafür. Es stimmte etwas nicht. Ich fühlte in meinem Job einen großen Widerstand gegen den Umgang mit den Jugendlichen und begab mich auf die Suche, um meine Gefühle in Worte zu fassen.

Auf einem Seminar über Aggressionen traf ich die Bindungspädagogin Jutta Rahlf-Riermeier und es war für mich wie eine Offenbarung. Sie konnte mir die Antworten geben, nach denen ich suchte. Daher absolvierte ich bei ihr und Brigitte Hannig eine Ausbildung zur Bindungspädagogin.

Scheitern. Aufstehen. Nicht aufgeben. Immer weiter gehen und neue Wege ausprobieren. Das leistungsorientierte System nicht akzeptieren und dagegen rebellieren.

Je mehr ich dort lernte, desto weniger konnte ich die bindungsfeindliche Arbeitsumgebung ertragen. So kündigte ich eines Tages ohne Vorwarnung. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie wenig begeistert meine Chefin und mein Mann waren. Ich begab mich wieder auf die Suche nach einem Feld, in dem ich wirklich was verändern kann, machte eine Ausbildung zur systemischen Familientherapeutin.

2019 machte ich mich selbständig und begann, Kita-Fachkräfte zum Thema Bindung zu schulen. Es ist frustrierend, wie sehr die politischen Gegebenheiten eine bindungsorientierte Arbeit erschweren.

Ich hatte das Gefühl, dass ich scheitere und alles umsonst ist. Ich überlegte, meine Selbständigkeit wieder an den Nagel zu hängen und einen neuen Job anzufangen, mit dem Wissen, dass ich da ebenfalls nicht glücklich werden würde.

Dann wurde ich mit meiner großen Tochter schwanger. Ich beschäftigte mich nochmal auf einer viel grundlegenderen und bodenständigeren Ebene mit dem Thema Bindung. Ich kam zum Ursprung von allem zurück. Plötzlich wurde auch meine Kindheit nochmal sehr präsent und ich fand mich in einer Konkurrenzsituation mit meiner eigenen Mutter wieder.

Ich hatte genaue Vorstellungen von der Beziehung und dem Leben mit meiner Tochter und musste mich permanent vor diversen Familienmitgliedern und Menschen meiner Umgebung rechtfertigen, warum ich so handelte, wie ich handelte.

In dieser Zeit begann ich mein Programm „Bindungsliebezu entwickeln. Mein Fokus verschob sich auf das Kind. Die kleinsten unserer Gesellschaft verdienen den größtmöglichen Schutz und eine bedingungslose Liebe. Nur mit und durch die Kinder können wir einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft bewirken.

Ich will Eltern stark machen, um von der leistungsorientierten Gesellschaft hin zu einer liebevollen bindungsorientierten Begleitung zu kommen. Ihnen die Stärke an die Hand geben, ihre eigenen Vorstellungen zu leben und sich nicht von Außen erschüttern zu lassen.

Bei mir darfst du lernen, dir selbst zu vertrauen und dich anzunehmen.

Ich möchte den Kindern zu einer bindungsorientierten Kindheit verhelfen, in der sie gesehen, geliebt und gewollt werden. Die Kinder sollen bedingungslose Liebe erfahren und so sein dürfen, wie sie sind.

Jennifer Krentz